Wer war sie und was hat sie berühmt gemacht?
Maria Montessori kommt als einziges Kind von Renilde und Alessandro Montessori 1870 in Chiaravalle bei Ancona in Italien zur Welt. Die Mutter gilt als fortschrittliche Frau, die auch zukünftig die Ideen und Pläne ihrer Tochter unterstützen soll, der Vater ist Finanzbeamter.
Um ihrer Tochter eine gute Schulbildung zu ermöglichen siedelt Familie Montessori nach Rom, in die Hauptstadt Italiens, um. Die Schulen der damaligen Zeit entsprechen nicht unseren heutigen Vorstellungen von Schule: In den Klassenzimmer geht es eng zu, die Kinder können sich kaum bewegen. Die Lehrer sind unzureichend ausgebildet, die Kinder müssen viel auswendig lernen. Verstehen ist nicht das Ziel, sondern eine „Bildung“ zu erhalten, die vorzeigbar und abrufbar ist. Für ein Mädchen reicht eine einfache Schulbildung, es wurde in der Regel Hausfrau und Mutter, vielleicht noch Erzieherin oder Lehrerin.
In dieser Schule fühlt sich Maria Montessori nicht wohl, Biographen zufolge langweilt sie sich und zeigt wenig Freude am Lernen. Sie gilt als stilles, eigenwilliges Kind, das sich viel mit sich alleine beschäftigt. Sie entwickelt Interesse für Mathematik und Physik, liest sehr viel und besucht eine naturwissenschaftliche Schule in Rom. Sie genießt eine für Mädchen ungewöhnliche Schulbildung, deren Abschluss zum Hochschulstudium berechtigt. Nach der Schule studiert sie zunächst Naturwissenschaften - die Eltern hätten sie lieber als Lehrerin gesehen - dann im Alter von 20 Jahren beschließt sie Ärztin zu werden. Ein Ding der Unmöglichkeit, der Arztberuf ist absolute Männerdomäne! Maria Montessori gelingt es, ihr Vorhaben zu realisieren, zunächst gegen den Widerstand ihres Vaters, der ihr das Medizinstudium zwar nicht verbietet, sich aber deutlich von ihr distanziert. Auch ihre erste Anfrage auf Zulassung zur medizinischen Fakultät, endet negativ. Trotzdem soll sie gesagt haben „ich weiß, dass ich Ärztin werde“, was für einen Willen und sehr klare Vorstellungen spricht. Schließlich darf sie sich 1890 an der Universität Rom, einschreiben und das Studium aufnehmen - auch gegen den Widerstand männlicher Kommilitonen, die ihr das Studium nicht leicht machen. Sie beendet ihr Studium mit der Doktorwürde und wird die erste Ärztin Italiens. Ihre Doktorurkunde muss handschriftlich geändert werden, der Vordruck sieht nur männliche Absolventen vor. Nach ihrem Studium arbeitet sie als Ärztin mit Kindern, auch mit kranken und behinderten Kindern.
In dieser Zeit, es sind die Jahre 1896 bis 1906, vollzieht sich wohl auch der Übergang von der Medizin zur Pädagogik. 1898 wird sie selbst Mutter. Sie beobachtet Kinder beim Spielen und Lernen und sie zieht Schlüsse: Kinder brauchen Dinge, mit denen sie sich beschäftigen können, Angebote für die Hand. Es wird zu ihrem großen Anliegen, „jedem Kind zu seinem wahren Wesen zu verhelfen“. Dieses wahre Wesen äußert sich in der Konzentration.
Der Umgang mit den Dingen, mit Materialien vollzieht sich durch die Hände und die Sinne. Bewegungsabläufe werden gefordert. Über ihre Erfahrungen mit benachteiligten Kindern in einem römischen Elendsviertel – San Lorenzo, wo sie die Chance erhält ein erstes Kinderhaus zu eröffnen und zu begleiten – entwickelt sie eine Erziehungsmethode, die die Selbsttätigkeit des Kindes zum Prinzip erhebt. Maria Montessori stellt das Kind in den Mittelpunkt aller pädagogischen Überlegungen und vertraut auf die kindlichen Kräfte, die nach Wachstum und Entwicklung drängen. Sie geht davon aus, dass Kinder neugierig und interessiert ihrer Umwelt begegnen, die Zusammenhänge des menschlichen Lebens wissen wollen und Erkenntnisse aus dem tätigen Umgang mit den Dingen gewinnen. Unterstützung brauchen Kinder von den Erwachsenen in Form einer Vorbereiteten Umgebung und Angeboten von Material, das die kindliche Entwicklung unterstützt. Getragen wird die Beziehung zwischen Kind und Erwachsenen durch gegenseitigen Respekt und Achtung. Ziel ist die größtmögliche Selbstständigkeit und Unabhängigkeit auf Seiten des Kindes. Dabei fordert Maria Montessori die Freie Wahl der Arbeit, Individuelles Lernen in angemessener Zeit und eigenem Tempo. Der Lehrerin kommt dabei keine leichte Aufgabe zu. Sie versteht sich als Helferin, muss Kenntnis der kindlichen Entwicklung und des Materials besitzen und muss die Fähigkeit zu genauer Beobachtung besitzen.
„Das Kind weist den Weg“ oder „Das Kind ist Baumeister seiner selbst“, das sind Sätze, die wir mit Maria Montessori verbinden.
Kinder lernen ohne störenden Zeitdruck ohne Leistungsvergleich, miteinander und nicht gegeneinander. Sie sind sich gegenseitig Vorbild, übernehmen Verantwortung für sich und die Umgebung, in der sie leben und lernen.
Die Pädagogik Maria Montessoris ist einbeziehend und nicht aussondernd und somit eine ideale Grundlage für die gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung.
Maria Montessori hat sich im Laufe ihres Lebens bis zu ihrem Tode 1952 ganz den pädagogischen Gedanken gewidmet, hat ihre Ideen nieder geschrieben und für die Verbreitung ihre Methode selbst gesorgt. Sie hat räumliche und kulturelle Grenzen überwunden, hat andere Länder und Kontinente bereist (Amerika und Asien) und hat das Gespräch mit Menschen gesucht, die sich ebenfalls der Erziehung junger Menschen und Erziehungsfragen stellten. Ihr vordergründiges Interesse gilt nicht einer Reform der Institution Schule, sondern der Reform der Erziehung schlechthin. Dazu gehören auch Fragen der Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern, Fragen des Zusammenlebens zwischen Kulturen, Fragen der Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Mitmenschen.
Montessoris Engagement gilt dem einzelnen Kind in seiner ganz persönlichen Entwicklung mit allen Phasen, Brüchen und Umwegen. Ihr großes Anliegen ist der Frieden unter den Menschen und sie sieht in ihrer Erziehungsmethode einen Weg dorthin.
Auf ihrem Grabstein steht geschrieben „Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammen für den Aufbau des Friedens zwischen den Menschen und in der Welt zu arbeiten.“